hand und raum

Was ist Angewandtes Puppenspiel ?
(applied puppetry -Therapeutisches Puppenspiel)

Jeder von Ihnen hat sicher schon einmal spielende Kinder beobachtet. Im bekannten Vater-Mutter-Kind-Spiel können wir Erwachsenen uns oft mit unseren typischen Sprüchen und Verhaltensweisen wieder entdecken. Kinder spielen ihre Sichtweise von Alltag.
Aber es ist nicht nur Spiel.
Kinder lernen im und durch das Spiel, ihren Alltag zu bewältigen. Durch das Nachahmen der Erwachsenen erfahren Kinder die Welt, erlernen neue Handlungsmöglichkeiten, verstehen Zusammenhänge.

WENN KINDER SPIELEN

Im Spiel hat das Kind aber auch die Möglichkeit, noch nicht Verstandenes zu wiederholen, eigene Erklärungen zu finden. Somit werden auch Fragen, Unsicherheiten und Ängste sichtbar. Das Kind gibt uns mit seinem Spiel, in der Rolle einer gewählten Figur, Botschaften seiner Gefühle.

WAS IST DENN DARAN THERAPEUTISCH ?

Angewandtes Puppenspiel, auch bezeichnet als „Therapeutisches Puppenspiel“ beginnt hier: Das Kind spielt, wenn es sich jemandem anvertrauen kann, seine Frage, sein Problem, seine Angst in verschlüsselten Bildern. Auf dieser gleichen Ebene versuchen wir nun die verborgenen Botschaften zu verstehen und geben Mut, Anregung und Antwort auf die gleiche spielerische und symbolische Art zurück. Durch die Arbeit auf der Symbolebene (ohne das wirkliche Benennen des Problems) entsteht ganz unbewusst ein tiefes „Sich-verstanden-fühlen“, eine wichtige Sicherheit, die wir dem Kind mit Worten oft nicht vermitteln können.

ETWAS EIGENES MACHEN

Oft äußert nun ein Kind den Wunsch nach einer eigenen Figur. Das „Schöpfen“ (Herstellen) einer Prinzessin oder eines Zauberers zeigt dann vielleicht viel über die Wünsche des kleinen Puppenbauers. Durch den Stolz, etwas Eigenes geschaffen zu haben sowie durch die Macht-Position innerhalb der Spiele (das Kind bestimmt, was wann mit wem passiert) können Selbstbewusstsein und Mut wachsen. Das Kind erhält Antwort auf seine Fragen, Handlungsalternativen für sein Leben.

UND WAS KÖNNEN WIR TUN ?

Natürlich schaffen wir das nicht mit dem Kind allein. Sie als Eltern oder vertraute Kontaktperson nehmen einen sehr wichtigen Platz ein. Sichtbare Probleme (z.B. Wutanfälle, Weinen) verschwinden oft schon rasch, dennoch ist gerade jetzt Ihre Mitarbeit gefordert, um dem Kind während des Ausprobierens neuer Handlungsmöglichkeiten Halt und Sicherheit geben zu können. Vielleicht kommt gerade dann auf Sie eine unruhige Zeit zu, für die auch Sie sich Unterstützung und Anregung erhoffen. Hierzu wird es Zeit und Raum in gemeinsamen Gesprächen geben.

Die Begleitung eines solchen Entwicklungsprozesses Ihres Kindes braucht alles andere als Zeitdruck. Das Kind nimmt sich die Zeit, die es braucht und es wird deutliche Zeichen setzen, wenn es seinen Lebensweg wieder allein gehen kann.
Übrigens gilt diese heilsame Wirkung genauso für Jugendliche und Erwachsene!
Lassen Sie sich verblüffen!

Frankfurter Institut für Gestaltung und Kommunikation, Dr. Gauda

DGTP e.V.   Deutsche Gesellschaft für Therapeutisches Puppenspiel

Das Fortbildungszentrum, Köln-Kalk

Freie Bildungsstätte für Figurentheater
HOF LEBHERZ, Warmsen

Figurentheaterkolleg Bochum

Religionspädagogisches Institut Loccum

Bildungsstätte Wasserburg Rindern-Rees

Kreszentia-Stift Alten-und Pflegeheim, München

St. Johannisstift Paderborn, Bildungszentrum für
Gesundheits- und Sozialberufe

Demenznetz Haan

Bundeshospizakademie, Ennepetal

Clowns mit Herz, Bad Sobernheim

Kirchberghof e.V. Jugendbildungsstätte, Warburg Herlinghausen

Sozialpädiatrisches Zentrum mit Frühförderung, Landstuhl

Alzheimergesellschaft Rhein-Erft-Kreis

Familienbildungsstätte und Marie-Juchacz-Bildungswerk, Regionalverband Rhein-Erft & Euskirchen e.V. 

Bürgerstiftung Rheinviertel / Akademie Godesberg, Bonn

Lebenshilfe Köln

DGTP - Deutsche Gesellschaft für Therapeutisches Puppenspiel e.V.

Ausgebildete Puppenspieltherapeuten sind in einem Verein miteinander verbunden, um die Methodik weiter auszuarbeiten, um für Intervision und Austausch zusammen zu kommen und zur Bekanntmachung des Therapeutischen Puppenspiels über das Bundesgebiet hinaus. Österreich, Luxemburg und Schweiz sind mit einigen Mitgliedern ebenso vertreten. Mehr Informationen über die Vereinsarbeit und die öffentlich zugängigen Veranstaltungen erhalten Sie über die

Deutsche Gesellschaft für therapeutisches Puppenspiel e.V. (DGTP)
Kontakt: 1. Vorsitzende Antje Wegener
www.dgtp.de

Fachinformation für Kollegen in pädagogischen und therapeutischen Berufen

Therapeutisches Puppenspiel bezeichnet ein therapeutisches Angebot für Kinder, Jugendliche (und modifiziert auch für Erwachsene) mit Entwicklungsproblemen unterschiedlicher psychopathologischer Genese.
Das therapeutische Puppenspiel orientiert sich an der Theorie der analytischen Psychologie nach C.G. Jung und versteht sich als Angebot innerhalb der psychotherapeutischen Ansätze von Psychodrama, Kunsttherapie sowie Gestalttherapie. Es fokussiert die bei Kindern angewandte spieltherapeutische Intervention auf das Medium Puppenspiel.

Mögliche Inhalte sind die Arbeit an der Identifikation (Herstellen einer „inneren“ Figur) sowie spielerische Interaktion als Ausdrucksmöglichkeit subjektiv erlebten Alltags durch Rollentausch, Konflikt-„Übung“ usw. mit dem Ziel eines progressiven Verlaufs zu Stabilität und Individuation. Die Spiel-Kontakte mit dem Kind werden eng verknüpft mit begleitenden Elterngesprächen (bestenfalls natürlich auch hier durch Therapie bzw. Familientherapie), um die zunächst nicht immer nachvollziehbare Situation des Kindes anhand der gespielten Symbolik gemeinsam zu entschlüsseln und um den Eltern Handlungsalternativen und Unterstützung im Umgang mit ihrem Kind zu ermöglichen.
Die berufsbegleitende Weiterbildung zum/zur therapeutischen Puppenspieler/in kommt ursprünglich aus der Schweiz (Therese Keller, Kähthi Wüthrich). Seit 1996 wurde der zweijährige Ausbildungskurs auch in Frankfurt im Institut für Gestaltung und Kommunikation (Dr. Gauda) angeboten. Er richtete sich vorrangig an Interessierte aus (sozial-)pädagogischen, heilpädagogischen und (psycho-)therapeutischen Berufen.
Wichtige Ausbildungsinhalte sind Spiel und Herstellung von Handspielpuppen („innere“ Figuren), theoretische Fundierung in Entwicklungspsychologie, Bedeutung von Symbolik, Arbeit mit Märchen, projektiven Testverfahren usw. sowie einem großen Anteil an Selbsterfahrung (z.B. eigene Entwicklungsschritte beleuchten, Übertragungs- und Gegenübertragungssituationen in Fallstudien).
Eine umfassende Einzelsupervision gewährleistet intensive Selbstreflektion und einen qualifizierten Abschluss in dieser kreativen Erweiterung des Kindertherapie-Angebots.
Das Frankfurter Institut für Gestaltung und Kommunikation bietet seit Ende 2018 nur noch einzelne Kurse, keine kompakte Weiterbildung mehr. Ab 2020 wird in Köln ein neues Curicullum angeboten (Dr. Gauda/Lenneke)

„Es ist das Privileg der Schöpfer einer Puppe, mit ihrem Geschöpf zu tun, was immer sie möchten.
Die Puppe ist jedweder Willkür ausgesetzt – ob sie nun geliebt und gewiegt wird oder gebeutelt und geköpft.
Alle Impulse richten sich nicht gegen das Selbst oder gegen Menschen, sondern gegen Gleiches an einem Stellvertreter – die Puppe fängt alle unkontrollierten und überschüssigen Affekte auf. Sie erlaubt Verbindung und Abgrenzung gleichzeitig – was nirgendwo sonst
möglich ist.“

vgl. Petzold, H.: Puppen und Puppenspiel in der integrativen Therapie mit Kindern. In: Petzold, H. & Ramin, G.: Schulen der Kinderpsychotherapie, Paderborn, 1991, S. 427 ff