hand und raum

Ich hab ´ne Meise

Regie: Gisela Nohl
Stück: Gisela Nohl, Sonja Lenneke
Figurenspiel: Sonja Lenneke
Figuren: Sonja Lenneke
Ausstattung:  Sonja Lenneke, Rolf Drescher
Komposition und Ton: Ameli Dziemba
Fotos:
Sigrid Außem

SPIELZEIT:    40 min.   ohne Pause
Spielvoraussetzungen u. Bühnenmaße:
in jedem Raum spielbar, in den zum Publikum noch ein Stehtisch passt. Technik und Tisch werden selbst mitgebracht.

TRAILER folgt…

Der Hase hat ne Meise 25.Sept.2023-13
Der Hase hat ne Meise 25.Sept.2023-142

Figurentheater-Revue für SeniorInnen und Menschen mit dementieller Entwicklung und für alle, die privat und beruflich mit diesen Menschen in Verbindung sind.

… über das älter und vergesslich werden und was es braucht, um jeden Tag ein bisschen glücklich zu sein.

Das Konzept entstand in vielen Jahren des Austauschs mit Angehörigen, mit Mitarbeitern aus Alzheimerberatungsstellen und Demenznetzwerken, mit Demenzbetreuern, Klinikclowns und Theatertherapeuten.   „Ich hab ´ne Meise“ schenkt freudvolle Momente und nimmt das Publikum mit seiner Lebenserfahrung ernst. Sehr bewusst ist die Revue mit Tierfiguren gestaltet. Sie wirken vertrauter als menschenähnliche Figuren, sie ermöglichen eigene Erinnerungen und werden mit noch bekannten Fabeln verknüpft. Sie laden ein zu Berührung und berühren.

September 2023
(…) Es beginnt schon beim Titel, der sofort Nähe, Verbundenheit und eine fröhliche Grundhaltung auslöst, denn wenn wir ehrlich sind, haben wir ja alle irgendwie eine Meise. Diese Figuren haben eine Seele, davon bin ich überzeugt, und das ist es wohl, was sie von manchen anderen Theaterpuppen unterscheidet. Man schaut sie nur an und empfindet eine tiefe Sympathie, bei der man den Gedanken, dass es sich um Puppen handelt, sofort als unempathisch verwirft und verdrängt. Es ist auch diese unbedingte Liebe zum Detail, die beiden Figuren so eigen ist. Der alte Hase, sein grauer Filz, seine vorstehenden Vorderzähne, die mich sehr an meine Oma väterlicherseits erinnern, seine Falten um die Augen, der etwas zusselige  Haarkranz, der die Halbglatze einrahmt und ihm das sehr menschliche Antlitz eines in die Jahre gekommenem, freundlichen Opa’s gibt. Der weinrote, ärmellose Pullunder, längst aus der Mode gekommen, aber kontrastreich kombiniert mit einer modischen Krawatte in Meisenfarben, um die besondere Verbundenheit zu ihr zu verbildlichen, einfach zeitlos zum Liebhaben. Die großen, dunklen Augen von Falten und etwas farbigem Brokat eingefasst, die den Blick des Betrachters anziehen und festhalten. Der Zylinder mit etwas Glitzer und mit einer Öffnung für die langen Hasenohren, der an Varieté und Paris anknüpft. Überhaupt, auch die verwandelbare „Einfrau“-Bühne, alles sowohl funktional aber vor allem genial. Es sind wieder diese vielen, miteinander verwobenen und zueinander in Beziehung stehenden Details, mit denen man in die Geschichte hineingezogen wird. Die kleine, sehr zierliche Blaumeise, die nicht nur durch ihre Farben, sondern auch durch ihre Beweglichkeit beeindruckt. Beide wirken alt, aber ihre beider Ausstrahlung vermittelt, im Herzen sind sie zweifellos jung geblieben. Die Beiden sind einfach so schön – jung & alt gleichzeitig, immer noch verliebt.

Das zahlreiche Publikum im Altenheim ganz eindeutig ein und dieselbe Generation mit den beiden Protagonisten und vermutlich in ähnlichen Erinnerungen schwelgend. Auch sie, von ihrem natürlichen Hör- und Sehvermögen her schon etwas eingeschränkt, wir alle waren von der ersten Sekunde an im Stück und bei den beiden Akteuren. Schön waren auch die Begegnungen des Hasen mit seinem Publikum im Anschluss. Eine, an die ich dabei denke, war die mit einer alten Dame, welche die Pfote des Hasen sehr lange ganz fest hält und auch den besonders einfühlsamen Umgang mit dieser Situation, als der Hase ausspricht, was die alte Dame vielleicht gedacht haben mag: „Man möchte gar nicht mehr loslassen.“

Dr. Guido Hopf